Wilhelm Emanuel Freiherr von Ketteler

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    deutscher Theologe und Sozialreformer; * 25. Dezember 1811 in Münster, † 13. Juli 1877 in Burghausen


    aus dem westfälischen Adelsgeschlecht der Ketteler; Freiherr von Ketteler war einer der Führer des Katholizismus im Kulturkampf (deutscher Vertreter einer selbstständigen Kirche gegenüber dem Staat).

    Als Referendar verließ er den Staatsdienst, als er in den "Kölner Wirren" die Rechte der Kirche durch die Staatsallmacht gebeugt sah. In München und Münster studierte er katholische Theologie und übernahm nach Abschluss der Studien eine Pfarrstelle im Münsterland. Die Bevölkerung wählte den gelehrten, redegewaltigen Pfarrherrn 1848 zum Abgeordneten in die Frankfurter Paulskirchenversammlung. Der freimütige Redner der Paulskirche und der Aufsehen erregende Prediger im nahen Mainzer Dom wurde zum unüberhörbaren Ankläger wider die Ausbeutung der Arbeiter und zum Vorkämpfer für die Unabhängigkeit der Kirche vor der herkömmlichen staatlichen Bevormundung.

    1849 wurde Freiherr von Ketteler Propst an der Hedwigskirche in Berlin, 1850 Bischof von Mainz. Er wirkte tatkräftig für die Hebung der Bildung in seiner Diözese, baute Waisen- und Rettungshäuser, gründete und betreute Arbeitervereine und erkämpfte weitgehende Zugeständnisse des Staates. Ebenso suchte er im sozialen Leben die Wiederbegegnung von Arbeiterschaft und Christentum und die Überwindung des sozialen Elends durch freiwillige Liebestätigkeit und Selbsthilfe in Produktionsgenossenschaften und gewerkschaftlicher Arbeit.

    Als er erkannte, dass diese Mittel angesichts der ungeheuren proletarischen Not niemals ausreichen können, forderte er eine umfassende Sozialhilfe durch den Staat. Seine sozialpolitischen Gedanken gingen in die große Sozialenzyklika "Rerum novarum" des Papstes Leo XIII. ein. Als Vorkämpfer eines "sozialen Netzes" wirkt Bischof von Ketteler, der auch dem ersten Deutschen Reichstag angehörte, bis heute nach.

    Hauptwerk: "Die Arbeiterfrage und das Christentum" (1864).

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