Kroatien Geschichte

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    Antike bis Mittelalter

    Die Geschichte des kroatischen Territoriums wurde bereits im Altertum durch die Tatsache geprägt, dass es im Grenzbereich zwischen Europa und dem Mittelmeerraum bzw. an der Grenze zwischen Byzantinischem und Fränkisch-Römischem Reich lag. Damit war Kroatien ein römisch-katholischer Vorposten auch im Hinblick auf islamische Expansionsbewegungen in Richtung Mitteleuropa.

    168 v.Chr. wurde Kroatien Teil der römischen Provinz Illyrien. Nach Niederschlagung eines Aufstands wurde das Territorium in zwei Teile, Pannonien und Dalmatien, aufgeteilt. Nach der Römischen Reichsteilung 395 kam Illyrien zum Weströmischen Reich, geriet aber im Jahr 476 unter ostgotische Herrschaft und fiel 537 an Byzanz.

    Im 6. und 7. Jahrhundert n.Chr. wanderten kroatische Slawen von Norden ein und ließen sich entlang der Adria und ihrem Hinterland nieder. Sie vermischten sich mit der in diesem Bereich lebenden, bereits weitgehend latinisierten Bevölkerung und nahmen den römisch-katholischen Glauben an. Der Landstrich war von 641 bis 800 unter byzantinischer, dann unter fränkischer Oberhoheit. Im Jahr 925 gelang es jedoch dem kroatischen Herzog Tomslav, die Königswürde zu erlangen, nach und nach Slawonien zu erobern und anschließend auch die dalmatischen Städte unter kroatische Oberhoheit zu bringen. Doch die kroatische Vorherrschaft währte nicht lange. Bereits Ende des 11. Jahrhundert begann die Zeit der ungarischen Vorherrschaft, die erst mit dem Ende des Ersten Weltkriegs im Jahr 1918 völlig erlosch.

    Neuzeit

    Neben den Ungarn erhob auch die zweite benachbarte Macht, Venedig, Herrschaftsansprüche und eroberte 1202 Teile Dalmatiens, im 15. Jahrhundert ganz Dalmatien (mit Ausnahme der Hafenstadt Dubrovnik), doch dies nur vorübergehend. Unter ungarischer Vorherrschaft entstand Kroatien als Adelsstaat und im Jahr 1527 wurde Ferdinand I. von Habsburg König von Ungarn-Kroatien. Bis 1918 behielten die Habsburger die Krone, so dass Deutsche und Kroaten bis 1806 ein gemeinsames Staatsoberhaupt hatten, Österreicher und Kroaten gar bis 1918.

    Grund der Zustimmung der Kroaten zur Königswahl war die Hoffnung, dadurch Unterstützung gegen die Osmanen zu erhalten. Und tatsächlich konnten im 16. und 17. Jahrhundert die Osmanen auf den Bereich südlich der Una (einem Nebenfluss der Save) zurückgedrängt werden. 1797 eroberte Napoleon Dalmatien, bis 1814 gehörte das kroatische Gebiet südlich der Save zu den illyrischen Provinzen des napoleonischen Frankreich.

    Bereits ab Ende des 18. Jahrhunderts hatte der habsburgische Zentralismus zunehmenden Widerstand in kroatischen Adelskreisen hervorgerufen, und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwachte in breiten Kreisen ein neues Nationalgefühl, das sich vorerst im Bereich der Sprache äußerte. 1848 wurde es auch politisch wirksam und es kam zur Revolution. Die Kroaten unter Josip Jelacic versuchten eine Vereinigung der kroatischen Landesteile zu erzielen, indem sie sich von den Ungarn abwandten und ein Bündnis mit dem österreichischen Herrscherhaus eingingen. 1849 wurde als Reaktion das Kronland Kroatien ohne die Küstenlandschaft Istriens geschaffen und 1867 im Zuge eines Ausgleichs der ungarischen Krone unterstellt. Dalmatien dagegen kam zur österreichischen Reichshälfte. Doch der Versuch der erneuten Ungarisierung des Kronlands rief Ende des 19. Jahrhunderts weitere nationalistische Gegenbewegungen hervor, die sich auf zwei Vorstellungen reduzieren lassen: Zum einen der Idee eines eigenständigen Groß-Kroatiens, zum anderen der eines vereinigten südslawischen Staates Jugoslawien.

    Königreich

    Mit dem Ersten Weltkrieg endeten 700 Jahre ungarische Vorherrschaft und das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen entstand. Doch blieb bei der gemeinsamen Absichtserklärung von Korfu zwischen Kroaten und der serbischen Exilregierung unklar, ob der neue Staat eine Föderation gleicher Partner, oder ein serbisch-dominierter Zentralstaat werden würde. Zugleich erklärten kroatische Kräfte die Vereinigung von Kroatien, Dalmatien und Slawonien zu einem unabhängigen kroatischen Staat und übertrugen dessen Führung einem in Zagreb gegründeten Nationalkomitee der Slowenen, Kroaten und Serben.

    Doch die jahrhundertlange getrennte Entwicklung der Kulturen insbesondere von Serben und Kroaten stellte sich als schwere Belastung des jungen Staates heraus. Zudem entwickelte sich das entstandene Königreich rasch zu einem von Serben dominierten Staatsgebilde. Gegen diesen Staat opponierte der Kroatenführer und Gründer der erfolgreichen Bauernpartei S. Radic, der für ein unabhängiges Kroatien plädierte. Trotz großen Rückhalts in der kroatischen Bevölkerung wurde 1921 eine neue Verfassung verabschiedet, die gegen diese Absichten eine starke Zentralregierung in Jugoslawien installierte. 1928 wurden Radic und vier weitere kroatische Abgeordnete im Parlament in Belgrad von einem montenegrinischen Abgeordneten erschossen. Im Jahr darauf entstand ein mit diktatorischen Mitteln geführter Staat unter dem neuen Namen "Königreich Jugoslawien". Neue interne Ländergrenzen sollten die historische Aufteilung der Mitgliedsstaaten vergessen machen. 1934 ermordeten kroatische Separatisten den Diktator Alexander. Sie wurden von dem italienischen Faschisten Benito Mussolini unterstützt, der mithilfe der Organisation Ustascha einen faschistischen Umsturz in Kroatien zu initiieren suchte. 1938 wählten mehr als 80 % der kroatischen Wähler den Kandidaten der Bauernpartei Macek und nach Verhandlungen mit der Zentralregierung wurde Kroatien weitgehende Autonomie innerhalb Jugoslawiens zugestanden.

    Trotz der jugoslawischen Neutralitätserklärung wurde Kroatien 1941 von deutschen Truppen besetzt und Italien und Deutschland riefen in Kroatien den Ustascha-Staat unter dem Führer Ante Pavelic aus. Die radikal-faschistische Ustascha, die bereits den Anschlag auf König Alexander ausgeführt hatte, installierte ein gewaltsames und grausames Terrorregime im Land, dem bis Kriegsende über 400 000 Antifaschisten, Serben, Juden und Sinti zum Opfer fielen.

    Widerstand kam primär von den kommunistischen Partisanen, die von dem gebürtigen Kroaten Josip Tito angeführt wurden. 1944 war der Großteil Kroatiens in der Hand der Partisanen und gegen Ende des Krieges folgte eine grausame Revanche an jenen Bevölkerungsteilen, denen die Partisanen Kollaboration mit den Faschisten vorhielten. Im Rahmen der "Säuberungen" wurden Tausende von Menschen ermordet.

    Jugoslawien

    Am 29. November 1945 wurde die "Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien" unter der Führung des Ministerpräsidenten Tito ausgerufen (der von 1953-80 auch Staatspräsident war). Bereits 1948 kam es zum Bruch mit der Sowjetunion. Jugoslawien suchte in der Folgezeit einen eigenen sozialistischen Weg. 1971 versuchten kroatische Studenten und Oppositionelle gemeinsam mit der kroatischen Parteispitze, mehr Demokratie und Unabhängigkeit durch Demonstrationen zu erreichen. Doch ihre Bemühungen wurden von der jugoslawischen Regierung gewaltsam niedergeschlagen. Der so genannte "Zagreber Frühling" endete in Gewalt und bis zum Tod Titos 1980 versuchte der Zentralstaat über föderative Angebote die Spannungen zwischen den Volksgruppen zu vermindern.

    Unabhängigkeit

    Die Transformationsprozesse in Osteuropa und der Sowjetunion Ende der 80er Jahre eröffneten auch Kroatien den Weg zu einer Demokratie auf der Basis eines Mehrparteiensystems. In den ersten freien Parlamentswahlen konnte Franjo Tudjman die absolute Mehrheit erringen. Noch im gleichen Jahr wurde eine neue Verfassung verabschiedet und im Juni 1991 erklärte Kroatien ebenso wie Slowenien seine Unabhängigkeit von Jugoslawien.

    Bereits kurz nach der Unabhängigkeitserklärung begann ein Bürgerkrieg, der mit schweren Kämpfen zwischen der kroatischen Nationalgarde und serbischen Freischärlern einsetzte, wobei die Serben von der (serbisch dominierten) jugoslawischen Armee unterstützt wurden. Die serbische Minderheit im Land rief ein autonomes Gebiet Serbisch-Krajina und in Slawonien ein serbisches autonomes Gebiet aus, die beide von Kroatien nicht anerkannt wurden. Etwa 700 000 Menschen flohen aus den Kriegsgebieten, mehrere Tausend Menschen kamen im Verlauf des Bürgerkriegs um. Eine Wende brachte ein von der UNO (Vance-Friedensplan) vermittelter Waffenstillstand und die Anerkennung der Republik Kroatien durch zahlreiche europäische Staaten. Anfang 1992 wurde eine UNO-Friedenstruppe stationiert und Deutschland und andere EU-Staaten nahmen diplomatische Beziehungen zu Kroatien auf. Der Kampf zwischen Kroaten und Serben ging dennoch weiter: Es folgte im Frühling die Belagerung und der Beschuss der Hafenstadt Dubrovnik durch serbische Truppen, dem Anfang 1993 der kroatische Angriff im Hinterland von Zadar folgte. Das sogenannte Washingtoner Abkommen initiierte die Gründung einer Bosnisch-Kroatischen Föderation in Bosnien und Herzegowina. Bereits im April kam es dort zu bewaffneten Konflikten zwischen Kroaten und Muslimen. Im September 1993 startete Kroatien daraufhin eine großangelegte Offensive, die 1994 in einen Normalisierungsvertrag mit Restjugoslawien und einen Waffenstillstand mit der Republik Serbisch-Krajina mündete. Doch bereits im Sommer 1995 eroberte Kroatien in einer Blitzaktion die serbisch kontrollierte Krajina und Westslawonien zurück, woraufhin die dort lebenden Serben in die Nachbarstaaten Bosnien-Herzegowina sowie Serbien flohen. Es folgte der Friedensschluss von Dayton im Dezember 1995, im August des folgenden Jahres die Unterzeichnung eines zweiten Normalisierungsabkommens zwischen Kroatien und Rest-Jugoslawien. Wenige Monate darauf wurde Kroatien in den Europarat aufgenommen. Die Wahlen von 1997 bestätigten Tudjman im Amt. 1998 endete das UNTAES-Mandat; es folgte die Wiedereingliederung Ostslawoniens, Baranjas und Westsyrmiens in den kroatischen Staatsverband. Nach dem Tod Tudjmans im Dezember 1999 wurde am 18. Februar 2000 Stipe Mesic neuer Präsident Kroatiens.

    2001 vereinbarten Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Jugoslawien, Kroatien, Makedonien und Rumänien mit Wirkung zum Jahr 2003 eine Freihandelszone.

    Kalenderblatt - 18. April

    1521 Martin Luther erscheint zum zweiten Mal vor dem Wormser Parteitag, verteidigt sich vor Kaiser und Reich und lehnt den Widerruf ab.
    1951 Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland, Italien, die Niederlande, Belgien und Luxemburg schließen ihre Kohle- und Stahlindustrie in der Montanunion zusammen und verzichten auf ihre nationalen Souveränitätsrechte über diese Industriezweige.
    1968 Die tschechoslowakische Nationalversammlung wählt Josef Smrkovský zu ihrem neuen Präsidenten, der als einer der populärsten Politiker des "Prager Frühlings" die volle Rehabilitierung der Opfer der Stalinzeit und die Sicherung eines wirklich freien politischen Lebens zu seiner Aufgabe erklärt.