Großbritannien und Nordirland (Literatur)

    Aus WISSEN-digital.de

    Aus der englischen Literatur sind uns die ältesten heidnischen Texte aus dem 5. Jahrhundert erhalten (Sagen, Gesetzestexte, Merkverse, Zauber-, Segens- und Rätselsprüche). Nach der Christianisierung (596) entstand religiöse Versdichtung in lateinischer und altenglischer Sprache ("Schöpfungshymnus", Bibel- und Legendenepen).


    Durch die normannische Eroberung 1066 wurde der anglo-normannische Hof zum kulturellen Zentrum. Dadurch wurde die englische Sprache verdrängt, bis Mitte des 14. Jh. der Reformator W. Langley (Langland) (1332-1399) die Satire "Visions concerning Piers the Ploughman" schrieb und die englische Literatur in G. Chaucer (1340-1400) eine erste Blüte erlebte. Von dessen Meisterwerk "The Canterbury Tales" sind 24 Verserzählungen erhalten, die in mittelenglischer Sprache (bis ca. 1500) gedichtet sind.

    Zur gleichen Zeit schrieb in Schottland J. Barbour die Verserzählung "The Bruce". Das englische Drama war im Mittelalter durch die Misteries und Miracles als kirchliches Schauspiel entwickelt, dessen biblische Gestalten bald zu allegorischen Figuren in den Interludes (Zwischenspielen) gestaltet wurden, besonders von John Heywood (gestorben 1565).

    Seine Tätigkeit ragte zeitlich noch in das Goldene Zeitalter der englischen Literatur hinein, in die Regierungszeit der Königin Elisabeth I. mit den Dramen Shakespeares (1564-1616). Neben Shakespeare waren Ch. Marlowe und Ben Jonson von Bedeutung. Sir Philipp Sidney schuf den Schäferroman "Arcadia" , Lyly den gekünstelten Roman "Euphues".

    Berühmt wurden die Liebesgedichte von John Donne. Der politische Kampf zwischen französisierendem Hof und puritanischem Bürgertum spiegelt sich auch in der englischen Literatur. Während die Kavalierpoeten den leichten höfischen Ton der Stuarts pflegten, Samuel Butler in "Hudibras" die Puritaner verspottete, erreichte deren Dichtung im Blankversepos "Paradise lost" von John Milton (1608-1674) ihren Höhepunkt und in R. Baxter und J. Bunyan ihre Fortsetzung. Bühnendichter: Lee Otway, John Dryden.

    A. Pope (1688-1744), Führer des Klassizismus in der englischen Literatur, leitete eine neue Epoche ein. Entscheidende Entwicklung der Prosadichtung, die mit Swifts Satire "Gullivers Travels", Defoes "Robinson Crusoe", Goldsmiths "Vicar of Wakefield" auch auf dem Kontinent Einfluss gewann. J. Macpherson und Chatterton leiteten mit den Ossiangedichten neben "Reliques of ancient English poetry" des Bischofs Th. Percy die romantische Epoche ein, die in R. Burns, Coleridge, Wordsworth und dem Schöpfer des historischen Romans, Walter Scott, zum Höhepunkt der englischen Lyrik, Lord Byron (1788-1824), führte, der die ganze europäische Literatur beeinflusste, vorab seine Landsleute J. Keats und P. B. Shelley.

    Nach dem Tode Byrons war A. Tennyson führend in Lyrik und Epik; daneben A. H. Swinburne, R. Browning und dessen Frau Elizabeth Barrett-Browning. Scotts Einfluss auf den Roman erstreckte sich, durch Studien von Th. B. Macaulay, Th. Carlyle, J. Ruskin u.a. untermauert, über das ganze 19. Jh., besonders auch auf den Frauenroman: Jane Austen, Charlotte Brontë, George Eliot. Eine besondere Gattung, der humoristische Roman, hatte in Ch. Dickens (1812-1870) und W. M. Thackeray (1811-1863) ihre größten Vertreter.

    Weitere Romanschriftsteller der Viktorianischen Zeit waren: R. L. Stevenson, C. Doyle, G. Moore und O. Wilde, dessen Bühnenstücke (wie später die von G. B. Shaw) geistreich-ironische Konversation sind. Gesellschaftlichen Themen widmet sich auch der Roman des 20. Jh. mit den Vertretern Galsworthy und Bennett; von europäischem Einfluss ist er durch die Seelenanalyse bei J. Joyce (und Virginia Woolf) und die Auseinandersetzung mit dem Geschlechtlichen bei D. H. Lawrence.

    Neue Elemente bringen in die englische Literatur irische Tradition (Yeats, O'Casey), der zeitkritische Katholizismus (Chesterton, B. Marshall, E. Vaugh, Gr. Greene) und die klassische Haltung des einstigen Avantgardisten T. S. Eliot.

    Sprachliche Erneuerung ins Theaterleben bringen die "zornigen jungen Männer" J. Osborne, S. Delaney und J. Mortimer. Bei H. Pinter verbindet sich der englische Naturalismus mit dem so genannten absurden Theater aus Frankreich.

    Kalenderblatt - 19. April

    1521 Kaiser Karl V. verhängt über Martin Luther die Reichsacht.
    1941 Bertolt Brechts "Mutter Courage" wird im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. Die von Helene Weigel verkörperte Protagonistin verliert im Dreißigjährigen Krieg alle ihre Kinder. Brecht will mit seinem Stück die Verzahnung von Kapitalismus und Krieg zeigen.
    1977 Zum Entsetzen seiner Fans wechselt Franz Beckenbauer in den amerikanischen Fußballverein Cosmos. Der Dreijahresvertrag ist auf ca. sieben Millionen DM festgesetzt.