Rolf Hochhuth

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    deutscher Schriftsteller; * 1. April 1931 in Eschwege, Hessen

    Hochhuth war ab 1955 Lektor im Bertelsmannverlag, wo zu den Resultaten seiner Arbeit eine viel beachtete Wilhelm-Busch-Ausgabe und mehrere Werkausgaben und Anthologien gehören.

    Ab 1963 arbeitete er als freier Schriftsteller. Sein erstes Theaterstück "Der Stellvertreter" wurde am 20. Februar 1963 von Erwin Piscator an der Berliner Freien Volksbühne uraufgeführt. Dieses Stück machte ihn weltbekannt. Sein Inhalt löste eine breite Auseinandersetzung aus, die weit über die literarische Öffentlichkeit hinausging. Auf Grund der Fülle der den Inhalt stützenden dokumentarischen Materialien sah Piscator in dem Drama das erste Beispiel für ein dokumentarisch-politisches Theater in der Bundesrepublik Deutschland. Die Haltung Papst Pius' XII. zu den Judenverfolgungen der Nazis ist das zentrale Thema dieses Werkes.

    Mit seinem nächsten Stück, "Soldaten" (1967), das zum Zeitpunkt schwerer amerikanischer Bombardements auf Vietnam erschien, bewies er erneut Gespür für aktuelle und aktualisierbare politische Ereignisse. Im Mittelpunkt der Tragödie steht der englische Premier Churchill als nach Ansicht Hochhuths Mitverantwortlicher der Luftangriffe auf deutsche Städte im Zweiten Weltkrieg. Die englische Erstaufführung wurde 1967 verboten, ab Dezember 1968 wurde das Stück dann jedoch mit großem Erfolg 122-mal in London gespielt.

    Spektakuläre Folgen waren mit der Vorbereitung und Entstehung der "Juristen" (1980) verbunden. Das Stück behandelt den fiktiven Fall eines Ministers, der im Familienkreis von einem unter den Radikalenerlass fallenden angehenden Arzt mit Dokumenten seiner dunklen Vergangenheit konfrontiert wird. Bei den Recherchen für das Stück war Hochhuth auf Material gestoßen, das den seinerzeitigen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg und ehemaligen Marinerichter Filbinger schwer belastete. Filbinger ging gerichtlich gegen Hochhuth vor, verwickelte sich aber immer mehr in Widersprüche und trat schließlich, als mehrere Todesurteile, an denen er beteiligt war, bekannt geworden waren, im August 1978 vom Amt des Ministerpräsidenten zurück.

    Weitere Werke (Auswahl)

    "Die Hebamme" (1972), "Lysistrata und die NATO" (1974), "Tod eines Jägers" (1977).