China Geschichte

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    Archäologische Funde weisen auf eine Besiedlung des Raums um die heutige Hauptstadt Peking bereits vor rund 500 000 Jahren hin (Homo erectus pekinensis). Vermutlich waren in der Altsteinzeit bereits weite Teile des heutigen China durch Menschen besiedelt.


    Aus der Jungsteinzeit (ca. 6. bis 4. Jt. vor Beginn der christlichen Zeitrechnung) sind Werkzeuge und Keramik der Yanshao-Kultur bekannt, deren Siedlungsgebiet im Gebiet um den Fluss Huang He lag. Die folgende Longshan-Kultur im 3. Jt. v.Chr. beinhaltete bereits die Technik des Bronzegießens.

    Etwa ab dem 16. Jh. v.Chr. belegen Zeugnisse die erste chinesische Hochkultur der Shang-Dynastie, deren Mittelpunkt in der Großen Ebene und in Teilen des Tales des Yangtsekiang lag. Funde weisen auf Städte hin, die durch Mauern befestigt waren. Es herrschte ein Lehenssystem, das neben dem Herrscher und dem Adel auch der Priesterschaft eine mächtige Stellung verlieh. Es wurde eine Symbolschrift mit rund 2 000 Zeichen verwendet.

    Das Reich der Shang wurde etwa ab 1000 v.Chr. durch die Chou-Dynastie abgelöst, dieses Reich expandierte bis ca. 770 v.Chr. und stellte einen hierarchisch strukturierten Feudalstaat dar. Im Laufe der nächsten Jahrhunderte gewannen unabhängige Fürstentümer immer mehr an Macht gegenüber den Königen der Chou-Dynastie, ab etwa 480 v.Chr. begann die so genannten "Zeit der streitenden Reiche", in der sich über 100 Kleinstaaten gegenseitig bekämpften.

    Dennoch bestand eine kulturelle Einheit, geprägt unter anderem von den philosophischen Lehren des Konfuzius (Kong Fu Zi, 551-479 v.Chr.) und des Laozi. Im Laufe der Jahrhunderte nahm die Anzahl der Kleinreiche ab, etwa ab 247 v.Chr. gelang es dem Qin-Reich unter dem Kaiser Zheng, die anderen Reiche zu unterwerfen. Zheng begründete als "Shih Huang-ti" (Erlauchter Kaiser) im Jahr 221 v.Chr. das chinesische Kaiserreich mit der Hauptstadt Chang'an (Xi'an). Bis 210 v.Chr. konnte er das Reichsgebiet in Richtung Westen und Norden (Mandschurei) vergrößern und ließ es durch eine große zusammenhängende Mauer (den Vorläufer der Großen Mauer) sichern gegen die Angriffe der aus dem Norden kommenden Hunnen (Hsiung-Nu).

    Im Inneren regierte der Kaiser autokratisch, entmachtete den Adel und legte die Verwaltung des Landes in die Hände von Beamten. Währung, Maße und Schrift des Reiches wurden vereinheitlicht. Dies geschah nicht ohne Widerstand der Bevölkerung, gegen den der Kaiser rigoros vorging (213 v.Chr. Verbrennung der Werke des Konfuzius).

    Nach dem Tode des Kaisers Zheng verlor die Qin-Dynastie durch die anhaltenden Aufstände des Volkes schnell an Macht. Ein Führer der Rebellen, Liu Pang, begründete etwa um 207 v.Chr. die bis 220 n.Chr. herrschende Han-Dynastie, in der zunächst feudalistische und zentralistische Elemente vereint waren.

    Der Bau der Großen Mauer wurde nach neuen Gebietsgewinnen im Süden und Osten des Landes fortgesetzt, die Verwaltung des zunehmend zentralistisch regierten Landes lag in den Händen der so gennanten "Mandarine", der kaiserlichen Beamten.

    Der Konfuzianismus gewann wieder an Bedeutung, als zweite Glaubensrichtung hatte der Buddhismus Zulauf aus der Bevölkerung. Ab der Mitte des 2. Jh.s n.Chr. wurde über die so genannte "Seidenstraße" reger Handel mit anderen asiatischen Ländern im Westen Chinas betrieben, zeitweise reichten die Handelsbeziehungen bis in den Mittelmeerraum.

    Nach dem Ende der Han-Dynastie 220 n.Chr. existierte über eine längere Zeitspanne kein einheitliches Reich, bis zum Ende des 6. Jh.s n.Chr. war das Land geprägt durch religiöse und territoriale Machtkämpfe, die zu Gebietsverlusten und wirtschaftlichem Niedergang der einzelnen Reiche führte.

    Dann folgte ab 581 n.Chr. die Sui-Dynastie, die wieder ein zentralistisch regiertes Kaiserreich etablierte mit der Hauptstadt Chang'an. Kaiser Weng-Ti gelang es, die in den Norden des Landes eingefallenen Hunnen wieder zu vertreiben und eine Handels- und Kriegsflotte zu bauen, die China zu einer Seemacht werden ließ. Um das Landesinnere anzubinden, wurde der rund 1500 km lange so genannte Kaiser-Kanal gebaut, der den Gelben Fluss und den Langen Fluss miteinander verband.

    Die ab 618 unter Kaiser Goazu folgende Tang-Dynastie war geprägt von Stabilität und einer Reihe von Reformen, unter anderem des Beamtenstandes: Die Mandarine mussten in strengen Prüfungen ihre Eignung und ihre Bildung nachweisen. Der Buddhismus war zur staatsbestimmenden Religion geworden. Die kulturelle Blütezeit führte zur Herstellung von Porzellan und um 870 zur Erfindung des Buchdrucks. Konkurrierende Reiche wie z.B. das tibetische Tufanreich und Bauernaufstände führten zum Untergang der Tang-Dynastie gegen Ende des 9. Jh.s.

    Die Einheit des Reiches zerfiel: 907 herrschte im Norden des Landes das Bündnis der "Fünf Dynastien" (Liang, Tang, Ch'in, Han, Chu), im Süden Chinas etablierten sich mehrere kleinere Reiche. Erst Kaiser Taizong einte ab 960 China erneut und begründete die Song-Dynastie, die bis 1279 die dominante politische Macht darstellte.

    Das 1126 in der Mandschurei gegründete Chin-Reich des Volkes der Dschudschen führte zu einer Verlagerung des politischen Zentrums des Song-Reiches in den südlichen Teil Chinas. 1138 wurde die kaiserliche Residenz nach Hangzhou (heute: Schanghai) verlagert.

    Im 13. Jh. eroberten die Mongolen unter Dschingis-Khan bzw. dessen Nachfolgern ganz China und machten es zu einem Teil des mongolischen Großreiches. Kublai stieg 1280 als Kaiser Shizu auf den chinesischen Thron und begründete die mongolisch-chinesische Yuan-Dynastie mit Khanbaluk (heute Peking) als politischem Zentrum. Unter den Mongolenkaisern kam es zu einer Öffnung des Landes, europäische Reisende besuchten den Hof der Kaiser.

    Die praktizierte religiöse Toleranz führte unter anderem dazu, dass sich im Westen Chinas in einigen Regionen der Islam verbreiten konnte. 1325 führte eine große Hungersnot in China zum Tod von rund acht Millionen Chinesen, was in etwa 12 % der damaligen Bevölkerung entsprach.

    1368 wurde die Fremdherrschaft der Mongolen durch Aufstände beendet, Kaiser Taizu, ein buddhistischer Mönch, begründete die Ming-Dynastie, die insgesamt 17 Kaiser hervorbrachte. Landwirtschaftliche Reformen, der Ausbau der Seehandelsflotte und des "Großen Kanals" führten zu einer wirtschaftlichen Erholung des Landes, gleichzeitig schottete sich das Land gegen Einflüsse von außen zunehmend ab.

    Gegen die ständigen Mongolen-Übergriffe im Norden des Landes wurde die "Große Mauer" verstärkt und auf eine Länge von rund 6 000 km weiter ausgebaut. Unter den Ming-Kaisern verlor die Schicht der Beamten an politischer Macht. Ab Anfang des 17. Jh.s begann die Ming-Dynastie an Bedeutung zu verlieren, Hungersnöte führten zu einer Reihe von Volksaufständen.

    Vom Norden her drangen die Mandschu, eine Verbindung von in der Mandschurei lebenden Stämme, in das geschwächte Reich vor und eroberten Peking. Sie begründeten die in China bis 1912 dominante Qing-Dynastie (auch: Mandschu-Dynastie). 1662 beherrschten die Mandschu ganz China, unter ihren Kaisern erlebte das Land eine politische und wirtschaftliche Blütezeit. Im 17. und 18. Jh wurde das Reichsgebiet um die Insel Taiwan, die Mongolei, Tibet und Birma erweitert. In der Mitte des 18. Jh.s umfasste die chinesische Bevölkerung rund 300 Millionen Menschen.

    Trotz der zeitweise ausgeprägten Fremdenfeindlichkeit der chinesischen Kaiser hatten sich seit Anfang des 16. Jh.s Handelsbeziehungen mit den europäischen Mächten Portugal, Spanien, den Niederlanden und Großbritannien entwickelt.

    Vor allem Briten und Portugiesen hatten in China Handelsstützpunkt gegründet. Ende des 17. Jh.s wurde der Handel der Europäer in China durch entsprechende Maßnahmen begrenzt. Der Handel der Britisch-Ostindien-Kompanie mit Opium, das illegal von Indien eingeführt wurde und zu einer raschen Zunahme der Drogensüchtigen in China führte, blühte in der ersten Hälfte des 19. Jh.s auf. 1839 erließ der chinesische Kaiser Dao Guang ein Gesetz, das den Besitz von Opium untersagte. Zugleich wurden die Vorräte der Briten im Hafen Guangzhou vernichtet.

    Dieses Vorgehen löste den so genannten "Opiumkrieg" zwischen den beiden Ländern aus, der bis 1842 dauerte und mit dem Sieg Großbritanniens endete. Im Friedensvertrag von Nanking wurde festgelegt, dass China für den britischen Handel mehrere Häfen öffnen, Hongkong an Großbritannien abtreten und eine hohe Kriegsentschädigung zahlen musste.

    Auch andere westliche Mächte wie z.B. Frankreich und die USA schlossen mit China in den folgenden Jahrzehnten ähnliche Verträge (die so genannten Ungleichen Verträge), die von der chinesischen Führung unter Zwang unterzeichnet wurden. Die allgemeine Handelsfreiheit und die Öffnung der chinesischen Flüsse für die Schiffe der ausländischen Gesellschaften führten dazu, dass die chinesische Wirtschaft durch die Überschwemmung des Landes mit ausländischen Waren große Einbußen hinnehmen musste.

    1858 wurde der Fluss Amur zwischen Russland und China als Staatsgrenze festgelegt, dadurch verlor das Kaiserreich Gebiete. Auch im Konflikt mit Japan um die Insel Formosa (Taiwan) und um Korea (1. chinesisch-japanischer Krieg 1894/95) musste China eine Niederlage hinnehmen. Korea und die Insel Formosa wurden durch Japan besetzt. China verlor weitere Territorien an europäische Mächte (Annam in Vietnam an Frankreich, Macao an Portugal, Burma an Großbritannien) und büßte seine Machtstellung in Asien ein.

    Auch innenpolitisch wurde das chinesische Kaiserreich in der zweiten Hälfte des 19. Jh.s durch Aufstände geschwächt wie z.B. den Taiping-Aufstand, der an die 25 Millionen Menschenleben forderte. Gegen Ende des Jahrhunderts schloss sich eine Gruppe chinesischer Nationalisten zusammen im Kampf gegen die Aufteilung Chinas in Interessenssphären der Großmächte und löste den so genannten "Boxeraufstand" aus (1899), der zur Ermordung vieler Europäer führte.

    Seinen Namen bekam der Aufstand von dem für die Inszenierung verantwortlichen Geheimbund "Faustkämpfer für Recht und Einigkeit". Daraufhin intervenierten Truppen der "Vereinigten acht Staaten" (USA, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Österreich, Russland) und schlugen den Aufstand nieder. Russland besetzte mit seinen Truppen die Mandschurei, die 1905 zwischen Russland und Japan aufgeteilt wurde.

    Im Oktober 1911 führte eine Revolution bürgerlicher Kräfte, die eine Republik errichten wollten, zum Sturz des letzten chinesischen Kaisers Pu Yi. Wenig später wurde die Republik China ausgerufen, erster Präsident wurde für eine kurze Zeitspanne Sun Yat-sen, ein Führer der bürgerlichen Bewegung. Er wurde wenig später von General Yuan Shikai im Amt des Staatspräsidenten abgelöst.

    Sun Yat-sen gründete Mitte 1912 die Nationalchinesische Volkspartei (Kuomintang, KMT), deren Basis eine bereits 1905 gegründete Untergrundbewegung war, die maßgeblich an der Revolution von 1911 beteiligt war. Die Partei propagierte die "Drei Prinzipien des Volkes" (Nationalismus, Demokratie, Sozialismus) und strebte eine parlamentarische Demokratie an. Sie gewann die Wahlen im Januar 1913, konnte sich aber nicht gegen den Alleinherrschaftsanspruch des Yuan Shikai durchsetzen, der das Parlament auflöste und eine Militärdiktatur errichtete.

    Nach der Ermordung des Staatspräsidenten 1916 (dieser ließ sich zum Kaiser krönen, was in China zu Massenaufständen führte) übernahmen so genannten "Warlords", regional konkurrierende Militärführer, die Macht in China. Als nach dem Ende des Ersten Weltkriegs die ehemals deutschen Gebiete in China in den Besitz Japans übergingen, formierte sich in China eine ausgedehnte Protestbewegung, die unter anderem von der 1921 von Mao Tse-tung u.a. gegründeten Kommunistischen Partei (KP) getragen wurde.

    Zusammen mit der Kuomintang von Sun Yat-sen bekämpfte sie die Militärmachthaber in China. Nach dem Tode Sun Yat-sens übernahm Tschiang Kai-schek die Führung der KMT. Er rief 1927 in Nanking die demokratische Republik China aus. Das Bündnis zwischen KMT und Kommunistischer Partei zerbrach, aus dem folgenden Bürgerkrieg zwischen den Anhängern der beiden Parteien gingen die Truppen der Kuomintang als Sieger hervor. Zwischenzeitlich besetzte Japan 1931 die Mandschurei und rief den Staat Mandschuko aus mit dem letzten chinesischen Kaiser Pu Yi an der Spitze, der von Japan aus kontrolliert wurde. Die Anhänger der kommunistischen Partei Chinas zogen sich in die Provinz Shanxi im Nordwesten Chinas zurück, 1935 wurde Mao Tse-tung zum Vorsitzenden.

    Die KP und die Kuomintang vereinten sich erneut im Kampf gegen Japan, nachdem im Juli 1937 der zweite chinesisch-japanische Krieg ausgebrochen war (bis 1945). Japanische Truppen hatten mit der Besetzung von Gebieten im Osten Chinas begonnen, um die Rohstoffarmut des eigenen Landes auszugleichen.

    China wurde vor allem von der Sowjetunion unterstützt, nachdem Japan sich 1941 an die Seite Deutschlands gestellt hatte, erhielt das Land auch von den Westmächten USA und Großbritannien Lieferungen. Bis zur Kapitulation Japans im September 1945 starben in China rund 9 Millionen Menschen. China erhielt seine an Japan verlorengegangenen Gebiete (inklusive Taiwans) zurück.

    Nach dem Ende der Besatzung zerbrach auch das Bündnis zwischen den beiden chinesischen Parteien wieder. Während der Norden des Landes weitgehend unter Kontrolle der von Mao Tse-tung geführten Kommunisten war, befand sich Südchina in den Händen von Tschiang Kai-schek. Im Herbst 1949 mussten Tschiang Kai-schek und seine Anhänger (ca. zwei Millionen) nach Taiwan flüchten. Im März 1950 riefen sie auf Taiwan die Republik China aus.

    Die kommunistische Partei Chinas übernahm im Land die politische Macht und ihr Vorsitzender Mao Tse-tung wurde uneingeschränktes Staatsoberhaupt. Er proklamierte im Oktober 1949 auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking die Volksrepublik China (VR China) und begann, die Bevölkerung im "Geiste des Sozialismus" umzuerziehen. Zu den ersten Maßnahmen gehörten eine umfangreiche Agrarreform, die Verstaatlichung der Industrie und die Verfolgung und Inhaftierung von Oppositionellen.

    Ein Jahr später wurde ein Beistandspakt mit der Sowjetunion abgeschlossen. Ebenfalls 1950 besetzten chinesische Truppen Tibet, das sich 1912 von China gelöst hatte. Im Korea-Krieg (1950-53) unterstützte China Nordkorea, daraufhin verhängten die UN ein Handelsembargo gegen die VR China.

    Ende der 50er Jahre zeigten sich erste Misserfolge bei den wirtschaftlichen Reformprogrammen ("Großer Sprung nach vorne"), es kam zu den so genannten drei bitteren Jahren 1960-62, in denen ein Großteil der Bevölkerung in Armut lebte und Hunger leiden musste. Mao Tse-tung musste sein Amt als Staatspräsident abgeben, blieb aber Parteiführer der KP.

    In den 60er Jahren kam es zu einem Bruch in den guten Beziehungen zur Sowjetunion, da die chinesische Staatsführung nicht bereit war, den Führungsanspruch der UdSSR unter den kommunistischen Staaten anzuerkennen. 1964 führte China die ersten erfolgreichen Atombombentests (in der Takla-Makan-Wüste) durch. Mit dem Nachbarland Indien kam es wiederholt zu Konflikten um die Regionen Kaschmir und Ladakh. Dazu kam, dass Indien dem geistigen und politischen Oberhaupt Tibets (Dalai Lama) seit 1959 Exil gewährte.

    Innenpolitisch konnte sich Mao Tse-tung gegen die gemäßigten Kräfte in der kommunistischen Partei Chinas durchsetzen und rief gegen diese die "Große proletarische Kulturrevolution" aus. Diese führte zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen in China: Die Aktionen der so genannten "Roten Garden", die sich überwiegend aus Jugendlichen zusammensetzten, führten zu einer nahezu völligen Zerschlagung des Parteiapparats, der durch Revolutionskomitees ersetzt wurde.

    Der "personellen Säuberungswelle" fielen hunderttausende Intellektuelle und (angebliche) Konterrevolutionäre zum Opfer. In China und vor allem in Tibet wurden im Zuge des Kampfes gegen die alten Werte und Traditionen fast alle Klöster, Kulturdenkmäler und Tempelanlagen zerstört. Mao Tse-tungs Widersacher in der KP, Deng Xiao-ping, musste 1967 seine Ämter in Partei und Regierung aufgeben. Demgegenüber konnte sich der seit 1949 amtierende Ministerpräsident Zhou Enlai in seinem Amt halten (bis 1975).

    1969 wurde die Kulturrevolution mit Waffengewalt beendet. China orientierte sich in Richtung Westen, wurde 1971 in die UNO aufgenommen und erhielt einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat. Im gleichen Zuge verlor die Republik China (Taiwan) ihren Status als legitime Regierung Chinas.

    Nach dem Tode Mao Tse-tungs 1976 versuchte die so genannte "Viererbande" um Maos Ehefrau, die politische Macht an sich zu reißen. Mit Hilfe des Militärs konnte sich der Nachfolger Zhou Enlais als Ministerpräsident, Hua Gofeng, durchsetzen, der bis 1980 auch die Parteiführung übernahm.

    Der 1973 rehabilitierte Deng Xiao-ping, einer der fünf stellvertretenden Parteivorsitzenden, wurde in China zur treibenden Kraft der chinesischen Wirtschafts- und Außenpolitik. Er forderte im Rahmen einer sozialistischen Marktwirtschaft unter anderem eine Liberalisierung und Öffnung der chinesischen Wirtschaft in Richtung Westen. Parallel zur wirtschaftlichen Öffnung vollzog sich eine Verbesserung der politischen Beziehungen zu den Industrieländern.

    Mit den USA wurden 1978 diplomatische Beziehungen aufgenommen und ein Handelsabkommen unterzeichnet. Auch mit Japan, das sich infolge zu einem der wichtigsten Handelspartner entwickeln sollte, und der Sowjetunion begannen sich die Beziehungen zu normalisieren. Mit Vietnam und Taiwan, das immer mehr in die politische Isolation geriet, kam es dagegen wiederholt zu Spannungen.

    Anfang der 80er Jahre umfasste die Bevölkerung Chinas rund eine Milliarde Menschen und die Zahl nahm weiter zu. Die chinesische Regierung - seit 1980 unter Zhao Ziyang als neuem Ministerpräsidenten, Hu Yaobang als Parteivorsitzenden und Deng Xiaoping als starkem Mann im Hintergrund - erließ Gesetze, die die Ein-Kind-Familie vorsah.

    Bei Nichtbeachten drohten den Eltern Geldstrafen bzw. massive Benachteiligungen bei der Wohnraumvergabe. In der vierten Verfassung von 1982 wurde der Reformkurs von Deng Xiaoping offiziell als politische Leitlinie festgeschrieben.

    Mitte der 1980er Jahre bildete sich vor allem in den Städten Chinas eine Demokratiebewegung, die überwiegend von Studenten getragen wurde. Beeinflusst von der "Perestroika"-Bewegung des sowjetischen Staats- und Parteichefs Michail Gorbatschow kam es im Mai 1989 zu einer wochenlangen Massendemonstration auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking, die Demonstranten forderten mehr Demokratie und die Einhaltung der Menschenrechte.

    Die Regierung ließ daraufhin das Militär aufmarschieren und die Demonstration mit Waffengewalt auflösen, mindestens 400 Zivilisten kamen dabei ums Leben. Die Oppositionsgruppen im Land, die sich in den letzten Jahren gebildet hatten, wurden aufgelöst, ihre Mitglieder verhaftet und teilweise hingerichtet. Auch innerhalb der Kommunistischen Partei Chinas wurden Politiker aufgrund ihrer zu liberalen Haltung von ihren Ämtern entfernt.

    Die Reaktion der chinesischen Führung rief in der westlichen Welt massive Proteste hervor und vorübergehend geriet das Land in die politische Isolation. Doch Chinas Bedeutung als Absatzmarkt und als bevölkerungsreichstes Land der Welt bewirkte eine rasche Reintegration. Auch nach dem Tode Deng Xiapings 1997 blieb die chinesische Führung unter Ministerpräsident Li Peng (1988-98) und Parteichef Jiang Zemin (seit 1989, seit März 1993 auch Staatspräsident) bei dem eingeschlagenen Kurs einer liberalen Wirtschaft auf der einen Seite und der Unterdrückung jeglicher Demokratiebewegungen im eigenen Land auf der anderen Seite.

    Im Juni 1997 übergab Großbritannien seine ehemalige Kronkolonie Hongkong an China zurück. Das bestehende Wirtschaftssystem in Hongkong, nun "Sonderverwaltungsregion", ließ die chinesische Führung im wesentlichen bestehen, das erst kürzlich gewählte Parlament in Hongkong wurde aber durch ein Peking-freundliches ersetzt.

    Im März 1998 wurde der Wirtschaftsreformer Zhu Rongji neuer Ministerpräsident Chinas, Jiang Zemin wurde für eine weitere Amtszeit von fünf Jahren als Staatspräsident bestätigt, Li Peng blieb wichtigster zweiter Mann im Staat, jetzt als Parlamentspräsident. Die chinesische Führung sah sich - nicht zuletzt durch die Folgen der asienweiten Wirtschaftskrise - dazu gezwungen, den chinesischen Markt weiter zu öffnen und die Einfuhrzölle zu senken.

    Ziel war die Aufnahme in die WTO (World Trade Organisation, Welthandelsorganisation), die 2001 dann auch stattfand. Gleichzeitig nahm die Kritik internationaler Menschenrechtsorganisationen zu, die der chinesischen Staatsführung die wiederholte Verletzung der Menschenrechte an Tausenden von Chinesen vorwarf. Im Jahr 2003 wurde der Generationswechsel an der politischen Spitze des Landes abgeschlossen.

    1999 gab Portugal die Kolonie Macao (ein 16,9 km² großes Territorium) an China zurück. Wie auch in Hongkong wurde der ehemaligen Kolonie die Aufrechterhaltung der Wirtschaftsform für zunächst 50 Jahre zugesichert (nach dem Prinzip "Ein Land - zwei Systeme").

    Der chinesische Volkskongress verabschiedete im Januar 2002 ein Gesetz zur Bevölkerungsplanung, das die Regierung zur Modifikation der seit 1970 verfolgten Ein-Kind-Politik auffordert. In Zukunft soll der Staat nur noch im Bereich der Schwangerschaftsverhütung eingreifen; Zwangssterilisationen und erzwungene Abtreibungen sollen so verhindert werden. Das Zentralkomitee (ZK) der Kommunistischen Partei (KP) stimmte im Oktober 2003 einer Änderung der Staatsverfassung zu.

    In ihr gibt es nun Grundrechte auf Streik und Freizügigkeit sowie ein "Recht auf Privatsphäre". Außerdem existieren neue, weniger restriktive "Regeln zur Heiratsregistrierung".

    Der chinesische Offizier Yang Liwei umrundete im Oktober 2003 mit der Rakete "Shenzou 5" 14-mal die Erde; damit ist China als dritter Nation (neben Russland und den USA) die bemannte Raumfahrt geglückt.

    Ab Ende des Jahres führte eine Vogelgrippe-Epidemie zu einem Massensterben in Geflügelfarmen.

    Der Ständige Ausschuss des NVK (Nationaler Volkskongress) verabschiedete 2006 ein Gesetz, nach dem künftig alle Todesurteile der Bestätigung durch das Oberste Gericht bedürfen. Aufgrund mehrerer spektakulärer Fehlurteile war es zu einer öffentlichen Debatte über die Verhängung der Todesstrafe gekommen, die vor allem Provinzgerichte oftmals exzessiv betreiben. Schätzungsweise werden im Jahr 8 000 Todesurteile ausgesprochen.

    An den drei Schluchten des Yangtsekiang bei Yichang in Zentralchina wurde 2006 nach nur zwölf Jahren Bauzeit mit dem Drei-Schluchten-Staudamm der größte Staudamm der Erde fertig gestellt. Mit dem umstrittenen Projekt soll vor allem die drohende Energieknappheit des wirtschaftlich erstarkenden Chinas abgewendet werden. Umweltschäden, geologische Risiken und die notwendige Umsiedlung von etwa 1,3 Millionen Menschen machen die gigantische Anlage zu einem Risiko.

    Im Frühjahr 2008 kam es erneut zu einer schweren Krise zwischen Tibet und China: Nach dem Freiheitskampf tibetischer Demonstranten kam es zu blutigen Unruhen. China gelang es, Tibet nahezu völlig abzuschotten, es entsandte tausende Soldaten und lehnte jegliche ausländische Berichterstattung ab. Im Zuge dieser Vorfälle erwogen mehrere Länder einen Boykott der Olympischen Spiele 2008 in Peking.