Wilhelm Reich

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    österreichischer Psychoanalytiker; * 24. März 1897 in Dobzau, † 3. November 1957 in Lewisburg

    Reich studierte in Wien Medizin. Er wandte sich der Psychoanalyse zu und wurde Schüler, später Assistent, Sigmund Freuds. 1927 erschien sein Buch "Die Funktion des Orgasmus", in dem er die These aufstellte, dass jede Neurose die Folge angestauter Sexualenergie sei. Die orgastische Potenz sah er als soziale Kraft an, die Humanisierung und ungestörte Leistungsfähigkeit ermögliche. Folglich griff Reich die autoritären sexualunterdrückenden Familien- und Ehestrukturen der Gesellschaft an. Damit nahm er einen gegensätzlichen Standpunkt zu Freud ein, der die Beherrschung der Triebe als Voraussetzung für die kulturelle Entwicklung der Menschheit ansah. Zu Reichs Ausschluss aus der Psychoanalytischen Gesellschaft trug bei, dass er sich seit 1925 mit dem Marxismus beschäftigte. Die Auseinandersetzung mit dem marxistischen Gedankengut nahm direkten Einfluss auf seine praktische Arbeit: Von 1930 an wurde er führend in der "Sexpol"-Bewegung in Berlin (Sexualberatung für Arbeiter) tätig. 1933 floh Reich aus Deutschland und lebte bis 1939 in Skandinavien; danach ließ er sich in den USA nieder. Reichs Theorien hatten großen Einfluss auf die Studentenbewegung der 60er Jahre.

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