Irrationalismus

    Aus WISSEN-digital.de

    Dem Irrationalismus zufolge erfassen die Erfahrung und auch die Ratio (das reine Denken) lediglich das Natur-Wirkliche. Wesentlicher und wirklicher aber sind die übernatürlichen Mächte und Kräfte, die allerdings nicht mehr mit dem logischen Denken zu erreichen sind, sondern nur intuitiv.

    Die Mystiker des Mittelalters (etwa Meister Eckhart, Johannes Tauler oder Nikolaus Cusanus) drückten sich ganz bewusst in logischen Widersprüchen aus; ihrer Auffassung zufolge fallen im irrationalen Bereich, also jenseits der Logik, die Gegensätze zusammen (Coincidentio oppositorum), und es beginnt die überwirkliche Einheit (Unio mystica), die Einheit von Mensch und Gott.

    Aber nicht nur die Theologie im umfassenden Sinn, sondern auch alle religiös fundierten Philosophien stehen dem Rationalismus und Empirismus mit großen Vorbehalten gegenüber, weil sie den übertriebenen Glauben an die Macht der menschlichen Vernunft ablehnen. So auch der Mathematiker Blaise Pascal (1623-1662). Pascal unterschied zwei Typen von Erkenntnismethoden: 1. den mathematisch-naturwissenschaftlichen, 2. die "Logik des Herzens" (raison du c?ur, sentir Dieu). Das von Pascal erstrebte Ideal war die Vereinigung der beiden Methoden, eine vollkommene Zusammenfassung allen Wissens auf wissenschaftlicher und auf religiös motivierter Grundlage.

    Auch die Philosophie des 19. und 20. Jahrhunderts versuchte vielfach, über Erfahrung und Ratio hinausgehende Erkenntnisquellen aufzuspüren und auszuwerten. Unter anderem von Pascal beeinflusst, glaubte z.B. die PhänomenologieEdmund Husserls (1859-1938), einen Weg zur absoluten Wirklichkeit jenseits der Erfahrung gefunden zu haben.