Elfenbeinschnitzerei

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    aus dem Stoßzähnen von Elefant und Mammut angefertigte Kunstwerke. Im weiteren Sinne zählen zum Rohmaterial der Elfenbeinschnitzerei auch die Zähne von Narwalen, Walrossen und Nilpferden.


    Außereuropäische Elfenbeinschnitzerei

    China

    In China gelangte die Kleinplastik der Ming- und frühen Ch'ingzeit mit buddhistischen und taoistischen Figuren zu künstlerischer Bedeutung.

    Afrika

    In verschiedenen afrikanischen Gebieten, besonders in West- und Ostafrika, war die Elfenbeinschnitzerei in Zusammenhang mit der Holzschnitzerei weit verbreitet.

    Bedeutendes Zentrum der voreuropäischen Schnitzkunst war Benin. Hier wurden mit Reliefschnitzereien verzierte Elefantenzähne in die Porträtköpfe verstorbener Fürsten gesteckt. Im gesamten Kongoraum waren Amulettfiguren aus Elfenbein verbreitet, besonders bei den Stämmen der Vili, Rega und Luba. In der Kolonialzeit, besonders an der Sklavenküste im Gebiet der Yoruba, entwickelte sich eine afro-portugiesische Elfenbeinschnitzerei, die Jagdhörner, Schalen, Löffel und anderes Gerät hervorbrachte, teilweise mit portugiesischen Wappen und stilisierten Mensch- und Tierdarstellungen.

    Inuit

    Daneben sind unter den Naturvölkern noch die Inuit mit ihrer Schnitzkunst (aus Walross- und Narwalzähnen) zu erwähnen.

    Geschichte

    Frühzeit

    Mit dem jüngeren Paläolithikum ist Elfenbein für Geräte, Ritzzeichnungen und Schnitzereien nachweisbar und diente als Werkstoff für kleine Rundplastiken (Elfeinbeingravierungen, Skulpturen). Im vorderasiatischen Raum wurden Einlegearbeiten und Figuren aus der 1. Hälfte des 3. Jt.s ausgegraben (Ur, Mari). Der Orient entwickelte seit etwa 1500 v.Chr. eine Vorliebe für die Elfenbeinschnitzerei bei Zier- und Toilettengegenständen und später als Schmuck wertvoller Möbel. Zentren der Elfenbeinschnitzerei waren Assyrien, Phönikien und Syrien.

    Antike

    Die minoisch-mykenische Kultur des 2. Jt.s v.Chr. übernahm die Elfenbeinschnitzerei für Schmuck, Beschlag und Kleinplastik (Stierspringer von Knossos, 16. Jh. v.Chr.). Aus der römischen und spätantiken Zeit sind u.a. Elfenbeintäfelchen erhalten, die zu Amtsbeginn der Konsuln angefertigt wurden (Konsulardiptychen).

    Die frühchristliche Kunst verwendete Elfenbein besonders bei Reliquienkästchen und liturgischen Geräten (Kathedra des Erzbischofs Maximian, um 550, Ravenna). Bedeutende Zentren der Elfenbeinkunst des 4. bis 6. Jh.s waren Rom, Oberitalien und Konstantinopel.

    Mittelalter

    Die ältesten Elfenbeinwerke des Islam stammen aus Ägypten und setzen die koptische Tradition fort (Kästchen, Büchsen, Blashörner, Schachfiguren). Sarazenische Handwerker im normannischen Sizilien (11. Jh.) schufen die so genannten Olifanten - Hörner mit Jagd- und Kampfszenen im fatimidischen Stil.

    Anfänge in Europa

    Die Anfänge der europäischen Elfenbeinschnitzerei nördlich der Alpen liegen in der Karolingischen Kunst. Die Werkstätten befanden sich zumeist in Klöstern (Lorsch, Metz, Reims, St. Gallen). Ein weiterer Höhepunkt ist die Epoche der sächsischen Kaiser (z.B. Buchdeckel des Codex aureus aus Echternach, Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum). Es entstanden v.a. liturgische Geräte wie Tragaltäre und Bischofsstäbe.

    Die Elfenbeinschnitzerei der Gotik konzentrierte sich besonders auf Paris, wo Madonnenstatuetten und Kästchen mit Jagdszenen gefertigt wurden.

    Neuzeit

    In der Renaissance war Elfenbein von geringerer Bedeutung. Erst im Barock fertigten Künstler wieder zahlreiche Figuren, Reliefs und v.a. Kruzifixe (B. Permoser, G. Petel, L. Kern). Das Rokoko brachte die Elfenbeindrechselei in Mode (Contrefaitbüchsen der Nürnberger Künstlerfamilie Zick). Im 19. Jh. kam zunehmend die industrielle Fertigung von Gebrauchsgegenständen aus Elfenbein auf.

    Kalenderblatt - 24. April

    1884 Die Regierung des Deutschen Reichs erklärt Damara- und Namakwaland, die spätere Kolonie Deutsch-Südwestafrika, zum deutschen Protektorat .
    1926 Deutschland und die UdSSR schließen einen Neutralitätspakt.
    1947 Die Moskauer Konferenz geht nach fast sieben Wochen zu Ende, ohne dass sich zwischen den Alliierten eine Einigung über den Friedensvertrag mit Deutschland und Österreich ergeben hätte.