Waslaw Nijinski

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    russischer Tänzer und Choreograf; * 12. März 1888 in Kiew, † 8. April 1950 in London; eigentlich: Wazlaw Fomitsch Nischinski;


    Waslaw Nijinski wurde als Sohn eines polnischen Tänzerpaares in Kiew geboren. Ab 1898 besuchte er die kaiserliche Ballettschule in St. Petersburg, wo er von Pavel Gerd, N. Legat und M. Fokine unterrichtet wurde. Er trat bereits als Schüler am Marientheater auf, 1906 in Fokines "Sommernachtstraum", 1907 mit Anna Pawlowa in "Pavillon d´Armide", 1908 in "Chopiniana". Im selben Jahr wurde er in die Kompanie des Marientheaters aufgenommen, wo er bedeutende Hauptrollen tanzte.

    Er tanzte als Partner von Anna Pawlowa, Olga Preobrajenska, Tamara Karsawina und Mathilde Kschessinska. 1909 ging er mit Diaghilews "Ballets Russes" nach Paris. Er hatte Erfolge in "Pavillon d´Armide", "Les Sylphides", "Cléopâtre" (1909), "Carnaval", "Scheherazade" (beide 1910), "Geist der Rose", "Petruschka" (beide 1911) und "Daphnis und Chloe" (1912). 1911 verließ er das Marientheater auf Grund eines Skandals, wegen eines nicht für angemessen gehaltenen Kostüms, das er bei einer Aufführung von "Giselle" getragen hatte.

    Nach den tänzerischen Erfolgen in den "Ballets Russes" von Diaghilew begann er, selbst zu choreografieren. Er schuf 1912 auf Musik von Debussy "Nachmittag eines Fauns", 1913 "Sacre du printemps" auf Musik von Strawinsky. Beide Stücke wurden als Skandal empfunden, da sie nicht an den klassischen Regeln des Bühnentanzes festhielten. Der "Nachmittag eines Fauns" wurde außerdem wegen seiner unverhüllten Erotik abgelehnt. Erst sehr viel später wurde erkannt, dass Nijinski mit seinen Choreografien seiner Zeit voraus gewesen war.

    1913 wurde Walsaw Nijinski von Diaghilew verstoßen, da er auf der Südamerika-Tournee der "Ballets Russes" die Tänzerin Romola de Pulszky geheiratet hatte. Er versuchte, seine eigene Kompanie in London aufzubauen, scheiterte jedoch. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde er mit seiner Familie in Ungarn interniert, da er Russe war.

    1916 tanzte er noch einmal für die "Ballets Russes", für die er "Till Eulenspiegel" choreografierte, das in New York uraufgeführt wurde. Kurz darauf begann sich bei ihm jedoch eine Geisteskrankheit bemerkbar zu machen, an der er 31 Jahre lang litt. Nijinski liegt auf dem Friedhof Montmartre in Paris begraben.