Costa Rica Geschichte

    Aus WISSEN-digital.de

    Frühzeit bis Neuzeit

    Vor Ankunft der Europäer bildete Zentralamerika auch ethnisch eine Brücke zwischen Süd- und Nordamerika, die sowohl von nomadischen als auch sesshaften Einwohnern bewohnt wurde. Das Gebiet des heutigen Costa Rica war somit sowohl mexikanischen als auch südamerikanischen und karibischen Einflüssen ausgesetzt. Das zentrale Hochland entwickelte sich ab 1200 n.Chr. selbstständig, während der Süden des Landes ein Teil südamerikanischen Kulturgebiets blieb, ein Phänomen, das insbesondere durch das Eindringen chibcha-sprechender Stämme ab 1100 charakterisiert ist.

    Von Kolumbus erstmals 1502 vermerkt, setzte die eigentliche Eroberung durch Spanien erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein, als die spanische Krone 1563 die Stadt Cartago als erste dauerhafte Besiedlung errichtete. Die Stadt bildete bis 1823 die Hauptstadt dieser Region, die politisch dem Generalkapitanat Guatemala, geistlich dem Bischof von León in Nicaragua angeschlossen war. Auf Grund fehlender Rohstoffe und einem niedrigen Potenzial an arbeitswilligen Indianern spielte das Gebiet des heutigen Costa Rica in der Wirtschaftspolitik der Konquistadoren nur eine untergeordnete Rolle. Die Costaricaner entwickelten daher eine stark am Eigenbedarf orientierte Wirtschaft, die von kleinen Landbesitzern charakterisiert war. Aus dieser Tatsache konnten sich früh demokratische, selbstbestimmte Vorstellungen entwickeln.

    19. Jahrhundert

    Dennoch herrschte auch in Costa Rica - wie in den meisten Kolonialstaaten - eine kleine reiche Oligarchie, die die Nation in die Unabhängigkeit führte. 1821 konnte sich Costa Rica ohne kriegerische Auseinandersetzungen als Teil des Generalkapitanats Guatemala von Spanien lösen. Eine kurze Zeit blieb Costa Rica Teil des mexikanischen Kaiserreiches, 1823 konnte es sich mit El Salvador, Guatemala, Honduras und Nicaragua zur Zentralamerikanischen Föderation zusammenschließen. Als diese Föderation zusammenbrach, proklamierte das kleine Land im November 1838 formal seine Unabhängigkeit.

    In der gesamten Region folgte eine Zeit innenpolitischer Unruhen und außenpolitischer Grenzstreitigkeiten. Revolutionen, Kriege und Bürgerkriege prägten die Lage, wobei die Lage in Costa Rica durch die kaum vorhandenen rassischen Konflikte (fast alle Einwohner des Landes waren Nachfahren der spanischen Siedler) noch verhältnismäßig stabil blieb. Mit dem wachsenden politischen und wirtschaftlichen Einfluss der USA setzte ab 1871 eine Beruhigung der Lage ein. Dies wurde jedoch mit einer starken Abhängigkeit insbesondere von der United Fruit Company bezahlt, die das Land zum Anbau von Bananen und einer intensiven Abholzung von Regenwäldern zwang. Die großen Bananen-Monokulturen, die sich rasch ausbreiteten, zwangen kleinere und mittlere bäuerliche Betriebe zum Aufgeben.

    20. Jahrhundert

    Ein Militärputsch brachte 1917 Frederico Tinoco Granados an die Macht, der jedoch zwei Jahre später wieder gestürzt wurde.

    Costa Rica nahm an beiden Weltkriegen auf Seiten der USA teil, es stellte allerdings nie Soldaten. 1948 brachen mehrwöchige Unruhen aus zwischen liberal-konservativen auf der einen Seite und linken Kräften auf der anderen Seite. Präsident des Landes wurde der Sozialist José María Figueres Ferrer (Partido de Liberación Nacional, PLN), der dieses Amt 1948-49, 1952 bis 58 und 1970 bis 74 innehatte. In der bis heute gültigen Verfassung von 1949 wurden grundlegende Reformen festgeschrieben wie z.B. die Abschaffung des stehenden Heeres (Costa Rica ist seitdem eines der wenigen Länder der Erde ohne Militär, dieses wurde durch eine 2000köpfige Bürgerwehr ersetzt) und die Einführung des allgemeinen Wahlrechts auch für Frauen und Schwarze. Auch durfte der Präsident in der Amtszeit, die unmittelbar seiner Legislaturperiode folgt, nicht wiedergewählt werden. Auch umfangreiche soziale Reformen wie z.B. ein Sozialversicherungssystem wurden in Angriff genommen. Figueres verstaatlichte die Banken, 1955 schlug er eine Invasion von Exil-Costaricanern zurück und wurde 1970 ein weiteres Mal gewählt. 1974 folgte ihm Daniel Oduber, 1978 Rodrigo Carazo Odio im Amt nach. Ende der 70er Jahre entwickelte sich Costa Rica zu einem Stützpunkt der antisandinistischen Contras, die - durch die USA mit Militärberatern unterstützt - gegen die Revolutionsregierung in Nicaragua kämpften.

    Bereits vor dem Sturz der Sandinisten setzte eine Flüchtlingsbewegung nach Costa Rica ein, die sich danach durch den beginnenden Bürgerkrieg in Nicaragua noch verstärkte. Gleichzeitig verschlechterte sich in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts die wirtschaftliche Lage des Landes. 1986 kam Óscar Arias Sánchez an die Macht. Der Sozialdemokrat leitete Wirtschaftsreformen ein und spielte insbesondere außenpolitisch eine wichtige Vermittlerrolle in der Konfliktregion Mittelamerika, für die er 1987 den Friedensnobelpreis erhielt. Doch auch er konnte die hohe Staatsverschuldung des eigenen Landes nicht abbauen. Der Anstieg der Erdölpreise verschlechterte die costaricanische Handelsbilanz weiter. Das Land war daher gezwungen, internationale Kredite zu harten Konditionen zu akzeptieren.

    1990 wurde der christdemokratische Rafael Angel Calderón Fournier neuer Staats- und Regierungschef. Seine rigide Wirtschaftspolitik führte zu einer deutlichen Verschlechterung der Lebensverhältnisse, die sein 1994 gewählter Nachfolger, der Sozialdemokrat José María Figueres Olsen unter Beibehaltung der Wirtschaftspolitik seines Vorgängers sozial abzupuffern versuchte.

    1998 kam der Kandidat der Christlich-Sozialen Einheitspartei (PUSC) Miguel Angel Rodriguez Echeverría durch einen Wahlsieg an die Macht. In seine Regierungszeit fielen schwere Naturkatastrophen wie der Hurrikan im Jahr 1998 sowie Überschwemmungen und Erdrutsche, die Costa Rica heimsuchten.

    2002 kam es zum ersten Mal in der Geschichte Costa Ricas bei den Präsidentschaftswahlen zu einer Stichwahl, die von Abel Pacheco von der regierenden PUSC gewonnen wurde. 2006 wurde erneut Óscar Arias Sánchez Staats- und Regierungschef. Seine Partei, die die Mehrheit im Parlament stellte, ist die sozialdemokratische PLN (Partido de Liberación Nacional). Während seiner Amtszeit spürte auch Costa Rica die Auswirkungen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise, wogegen 2009 ein umfassendes Investitionsprogramm beschlossen wurden.

    2010 wurde mit deutlicher Mehrheit mit Laura Chinchilla Miranda (PLN) das erste Mal eine Frau an die Spitze des Staates gewählt.