Jordanien

    Aus WISSEN-digital.de


    Geografie

    Das Haschimitische Königreich Jordanien (auf arabisch Al-Urdunn, amtlich Al-Mamlaka al-Urdunnijja al-Haschimjja) liegt in Vorderasien. Mit einer Staatsfläche von 88 582 km² ist das Königreich etwa so groß wie Österreich. Jordanien hat vier Nachbarländer: im Westen Israel, im Norden Syrien, im Nordosten den Irak und im Osten und Süden Saudi-Arabien. Eine 26 km lange Küstenlinie verbindet das Land mit dem Golf von Akaba, der den Zugang zum Roten und damit ins offene Meer bildet.

    Jordanien ist in drei Landschaftsräume unterteilt: erstens den jordanischen Anteil des Jordangrabens, zweitens das ostjordanische Bergland (hier steht mit dem Dschabal Ram mit 1 754 m der höchste Berg des Landes) und drittens die Wüstentafelländer im Osten. Diese werden von so genannten Wadis, tief eingeschnittenen Tälern, strukturiert und gehören zur großen Arabischen Wüste. An der Grenze zu Israel hat Jordanien Anteil am Toten Meer (arabisch Al-Bahr-al-Maijit), einem abflusslosen Salzsee, der mit 1 020 km² knapp doppelt so groß wie der Bodensee ist. Seine tiefste Stelle ist 398 m unter dem Meeresspiegel, dadurch handelt es sich um die am tiefsten gelegene Landschaft der Erdoberfläche. Längster und wasserreichster Fluss des Landes ist der Jordan (arabisch Al-Urdunn). Er hat eine Länge von 330 km und entspringt im Bereich zwischen Syrien, Libanon und Israel. Durch das Huletal, den nördlichen Abschnitt des Jordangrabens, und den See Genezareth verläuft er in vielen Mäandern in der Senke des Jordangrabens, um schließlich im Toten Meer zu münden.

    Klima

    Trockenes kontinentales Klima prägt den größten Teil des Königreichs. Die jährlichen Niederschläge betragen in diesen Regionen zwischen 200 und 250 mm pro Jahr. Zum Vergleich: In Deutschland ist die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge mehr als dreimal so hoch. Anders gestaltet sich die Situation an den steil zum Jordangraben abfallenden Bergländern, wo Steigungsregen zu jährlichen Niederschlägen von bis zu 700 mm führt und dadurch Regenfeldbau möglich ist. Die Temperaturen schwanken zwischen 8 °C im Januar und 25 °C im Juli (in der Hauptstadt Amman, die auf dem ostjordanischen Tafelland liegt). Frost tritt nur in höheren Lagen auf.

    Flora und Fauna

    Die Vegetation Jordaniens gestaltet sich entsprechend der klimatischen Voraussetzungen unterschiedlich. Das Bergland zeigt eine mediterrane Baum- und Strauchvegetation. Diese wird als Garrigue (französisch-provenzalisch für Kermeseiche) bezeichnet und besteht u.a. aus Hartlaubzwergsträuchern, aber auch anderen Straucharten wie Rosmarin und Lavendel. In den Steppen finden sich dagegen weite Grasflächen, die von einzelnen Bäumen und Sträuchern unterbrochen sind. Hier wachsen Zwerg- und Dornsträucher sowie Wermutgewächse. In den Wüsten finden sich kaum Pflanzen, nur nach den kurzen Winterregen erblüht in den tief eingeschnittenen Flusstälern (Wadis), die etwas feuchter sind, die spärliche Vegetation für kurze Zeit. In den Wadiregionen wachsen Tamarisken mit ihren schuppenförmigen Blättern und rosa Blütentrauben sowie Schirmakazien (aus der Pflanzengattung der Mimosen). Nur ein kleiner Teil Jordaniens weist Wälder auf. Diese finden sich in den bergigen Hochländern des Landes und bestehen vornehmlich aus Eichenarten, Olivenbäumen und Kiefern. An den Ufern des Jordan wachsen subtropische Galeriewälder.

    Die Tierwelt Jordaniens ist vielgestaltiger als man annimmt. Augenfällig sind Wildziegen, die vor allem in den Felsschluchten in der Nähe von Oasen anzutreffen sind. Aber auch Wildschweine und Steinböcke, Hasen, Schakale, Füchse, Hyänen, Wildkatzen und Wölfe sowie Gazellen, Gämsen und - selten - Panther sind wild lebende Tiere in Jordanien. Skorpione und Eidechsenarten können ebenfalls beobachtet werden. Die auffälligsten der zahlreichen Vogelarten sind Steinadler und Geier.

    Bevölkerung

    99 % der jordanischen Bevölkerung sind Araber, entsprechend hoch ist mit 93 % der Anteil der Muslime (Sunniten). Die kleine Gruppe der Nichtaraber sind in ihrer Mehrheit armenischstämmig. Der Islam ist Staatsreligion. Nur eine kleine Minderheit von 5 % besteht aus Christen, davon die Mehrzahl griechisch-orthodox.

    Von den insgesamt 5,48 Millionen Einwohnern leben 1,15 Millionen in der Hauptstadt des Landes, Amman. Weitere Städte sind Zarqua mit 428 700 Einwohnern und Irbid mit 247 300 Einwohnern. Offizielle Sprache ist Arabisch, wobei sich das geschriebene klassische Arabisch deutlich von der Umgangssprache unterscheidet. Die Alphabetisierungsquote liegt bei 91 %. Nach Schätzungen betrachten sich zwei Drittel der Jordanier als Palästinenser. Die ehemaligen Flüchtlinge sind weitgehend integriert, sie haben - anders als in den übrigen arabischen Zufluchtsstaaten - volle Bürgerrechte, können also am politischen Leben als gleichberechtigte Bürger teilnehmen.

    Das Bevölkerungswachstum in Jordanien beträgt hohe 2,56 %, die Lebenserwartung im Schnitt 78 Jahre.

    Politisches System

    Jordanien ist eine konstitutionelle Erbmonarchie. Der König (seit 1999 Abdullah II.) ist zugleich Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Armee und Inhaber der vollziehenden Gewalt. Er ernennt den Ministerpräsidenten (seit November 2005 Maruf al-Bachit), die Senatsmitglieder und die Richter des Königreichs. Die gesetzgebende Gewalt liegt beim Parlament, das in zwei Kammern unterteilt ist. Die eine bildet das Abgeordnetenhaus mit 110 für vier Jahre gewählten Abgeordneten, von denen zwölf für Minderheiten reserviert sind. Die andere Kammer bildet der Senat, dessen 55 Mitglieder vom König auf vier Jahre ernannt werden.

    Bis ins Jahr 1991 bestand ein Parteienverbot; heute bestimmen die Königstreuen und die Islamische Aktionsfront das politische Geschehen im Parlament.

    Das Rechtssystem basiert auf islamischem und französischem Recht, der Internationale Gerichtshof wird vom Königreich nicht als Instanz anerkannt. Bereits 1992 hat Jordanien unter Vorbehalt eine internationale Konvention zur Abschaffung jeder Form von Diskriminierung gegen Frauen ratifiziert, die Verfassung weist jedoch bislang keinen entsprechenden Artikel auf. Seit Mitte des Jahres 2000 besteht jedoch eine Menschenrechtskommission unter Vorsitz der neuen Königin Rania. Die Verwaltung des Landes ist in zwölf Regierungsbezirke aufgeteilt.

    Wirtschaft

    Die wirtschaftlichen Grundbedingungen für das Königreich sind schwierig. Eigene Energiequellen fehlen, zudem stellt die notorische Wasserknappheit bei gleichzeitig hohem Bevölkerungswachstum das Land vor große Probleme. Die vorhandenen Wirtschaftsstrukturen fußen auf einem nur begrenzten Binnenmarkt. 30 % der Jordanier leben in Armut, die offizielle Arbeitslosenquote von 15 % muss wohl verdoppelt werden, um den realen Wert zu erhalten. Noch haben die seit 1999 unternommenen Anstrengungen zur Liberalisierung und internationalen Einbindung der Wirtschaft (z.B. per Freihandelsabkommen mit den USA und Assoziationsabkommen mit der EU) wenig Erfolg gezeigt, zumal nach dem Irakkrieg 2003 die Abhängigkeit von den Erdöllieferungen aus anderen arabischen Staaten drastisch anstieg. Das jordanische Wirtschaftswachstum betrug 2005 7,1 %.


    72 % des Bruttoinlandsprodukts werden im Dienstleistungssektor erwirtschaftet, im Industriebereich 26 %. Wichtigste Importgüter sind Brennstoffe, Nahrungsmittel, Fahrzeuge, Maschinen und Industriegüter, ausgeführt werden vorzugsweise Chemikalien (Medikamente und Dünger), Phosphatprodukte (Phosphat und Pottasche) sowie Obst und Gemüse. Die Wasserknappheit der zurückliegenden Jahre wirkte sich stark auf die landwirtschaftlichen Exporte aus. Insbesondere im Jordangraben werden - oftmals unterstützt durch künstliche Bewässerung - Getreide, Linsen, Wicken, Tabak, Tomaten, Oliven, Feigen und Granatäpfel angebaut. Aber auch Zitrusfrüchte, Bananen und Melonen sind wichtige Anbauprodukte. Der Industriesektor wird vom Phosphatabbau dominiert, Jordanien ist weltweit drittgrößter Exporteur dieses Rohstoffs. Entsprechend sind die wichtigsten Industriebetriebe des Landes eine Phosphatfabrik, ein Zementwerk und eine Erdölraffinerie. Zu den bedeutendsten Exportabnehmern zählen neben dem Irak die USA, Indien und Saudi-Arabien.

    Die antiken Städte Petra, Akaba, Gerasa sowie die Wüstenschlösser der Omaijaden-Kalifen stellen die Basis für einen florierenden Tourismus dar, der eine wichtige Devisen-Einnahmequelle für das an Rohstoffen arme Land ist.

    Jordanien ist Mitglied der WTO. Eine Wirtschaftsfreizone in der Region der Hafenstadt Akaba ist seit 2001 eröffnet und soll sich belebend auf den Handel auswirken. In Amman und Akaba liegen die internationalen Flughäfen des Landes.

    Jordanische Währung ist der Dinar (= 1 000 Fils).

    Weblinks

    Atlapedia Online

    The World Fact Book (CIA)

    Haschemitisches Königreich Jordanien

    Fl jordanien.jpg Wappen jordanien.svg
    al-Mamlaka al-Urduniyya al-Hāschimiyya
    Amtssprache Arabisch
    Hauptstadt Amman
    Staatsform konstitutionelle Erbmonarchie
    Fläche 88.582 km²
    Einwohner 5.480.000
    Währung Dinar
    Zeitzone UTC+2
    KFZ-Kennzeichen JOR
    Internet-TLD .jo
    Telefonvorwahl 00962

    Kalenderblatt - 19. April

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